Die Zwei-Tage-Woche kommt 2020...

...wieder nicht. Und das ist gut so. Doch dazu später mehr.

 

Unbemerkt von der Weltpresse und ignoriert von investigativen Journalisten ist
dieser Blog gerade ein Jahr alt geworden. Gefeiert habe ich das allein. Es gab schon rauschendere Feste. Aber egal. Anfangs hätte ich nicht gedacht, dass ich so lange durchhalte. Doch es gibt so vieles, was ich verarbeiten kann, indem ich darüber schreibe. Und das eine oder andere Gespräch mit Leserinnen und Lesern bestärkt mich darin, weiter zu machen.

 

Als Kind der Siebziger habe ich die Zeit der SPD-Bundeskanzler erlebt. Durch das Wirtschaftswunder nach dem Krieg wurden damals soziale Dinge umgesetzt, von denen wir noch heute profitieren. Es gab Zeiten, in denen in allen Jobs auch Samstag gearbeitet wurde. Das war in den Siebzigern schon vorbei.

 

Keine Angst, ich werde jetzt nicht politisch. Aber ich musste neulich daran denken, als Jonathan sagte: „Warum hat nicht das Wochenende 5 Tage und die Schulwoche 2 Tage?“ Vielleicht gab es diesen arbeitnehmerfreundlichen, eher linkspolitischen Gedanken in den boomenden Siebzigern tatsächlich einmal. Pädagogisch fragwürdig habe ich Jonathan diesen öfters an Montagen aufkeimenden Traum jedoch bis in alle Ewigkeit versaut. Und wer so etwas am Montag-Morgen auch schon mal gedacht hat, sollte jetzt weiter lesen.

 

Ich habe Jonathan an ein paar Beispielen erklärt, was die Konsequenzen einer 2-Tage-Woche wären. Und das hat ihm den Spaß an dem Gedanken für immer zerstört...

 

Stellen wir uns mal vor, die 2-Tage-Woche wäre in den Siebzigern eingeführt worden. Statt einem Samstag und einem Sonntag wäre das Wochenende zum Beispiel von Mittwoch bis Sonntag gegangen, wobei der Mittwoch, Donnerstag und Freitag wie unser herkömmlicher Samstag verkaufsoffen gewesen wären und der Samstag und Sonntag wären wie der jetzt bekannte Sonntag. Ein Fest für die Gastronomie. Eher blöd für die Kirchen, wenn sich die wenigen Gottesdienst-Besucher auch noch auf 2 Sonntage aufteilen.

 

Da der Wunsch einer 2-Tage-Woche von Jonathan, einem Schüler, geäußert wurde, hier die entsprechende Konsequenz: Wenn man die Zahl der Schultage eines Jahres zugrunde legt hätte der Wechsel von 5 auf 2 Werktage bzw. Schultage bedeutet, dass ich nicht nach 14 Jahren (ich bin einmal sitzen geblieben) sondern erst nach 35 Jahren Abitur gemacht hätte – mit 41. (Ich habe für das Thema den Faktor 2,5 ermittelt.) Bundeswehr/Zivildienst dazu, Studium oder Ausbildung – und Zack ist man fast 50 bevor man in das Berufsleben startet. Irgendwie gäbe es dann fast nur noch Schüler und niemanden der in für alle wichtigen Berufen arbeitet – keine Ärzte, Busfahrer, Polizisten, Müllmänner... Es gäbe keine jungen, coolen Moderatoren in TV oder Funk. Denn um jung in den Medien erfolgreich zu sein, hätte man frühzeitig die Schule schmeißen müssen.

 

Was wäre noch passiert? Nach einer Einschulung mit 6 hätte die Grundschule 4 Jahre mal 2,5 = 10 Jahre gedauert. Jeder Schüler, egal, ob Gymnasiast, Real- oder Hauptschüler, wäre während der 5. Klasse (von 16 bis über 18 Jahre) volljährig geworden – denn Kalenderjahre bleiben ja so wie bisher. Folglich hätten nahezu alle Schüler weiterbildender Schulen ab der 5. Klasse einen Führerschein gehabt. Parkplatztechnisch eine Katastrophe. Hätten dann jetzt alle Schulen auch ein Parkhaus? Man stelle sich mal den morgendlichen Berufsverkehr in wohlhabenderen Stadtteilen vor, wenn SUVs nicht mehr nur Schüler vor der Schule abwerfen sondern mit je einem Schüler bei der Schule ankommen und dort auch den ganzen Vormittag bleiben müssen. Neben der morgendlichen und abendlichen Rush-Hour gäbe es im Verkehrsfunk dann noch den Schools-Out-Traffic-Jam (die Wortschöpfung gefällt mir gerade ziemlich gut...).

 

Ich denke, ich war kein Sonderling, dass ich mit 16/17/18 Jahren anfing, am Wochenende zu feiern und dass ich seinerzeit auch mal das eine oder andere alkoholische Getränk zu mir genommen habe. 5 Tage Wochenende wären ziemliches Gift für meine Gesundheit gewesen. Die Folge: Leber-Zirrhose (ja, das schreibt man so. Sagt jedenfalls Google.) in der siebten/achten Klasse. Tragisch aber einen Gedanken wert: Vielleicht hätten viele Schüler bei einer 2-Tage-Woche und einer großen Feierbereitschaft an den dann immer sehr langen Wochenenden das Ende der Schulzeit gar nicht erlebt.

 

Man hätte zwar erst spät mit dem Berufsleben angefangen. Aber bei normalen Arbeitsverträgen gäbe es dann sicher nicht bis zu 30 Urlaubstage (entspricht 6 Arbeits-wochen), sondern 12. Doch durch die dennoch ab und zu auftretenden Brückentage, hätte man die Urlaubszeit dramatisch verlängern können. Ein Feiertag und ein Brückentag hätten dann bedeutet, dass man mit einem Urlaubstag 12 Tage frei gehabt hätte. Statt Burnout wäre dann die schon genannte Leber-Zirrhose
sicher eher ein gesamtwirtschaftliches Problem.

 

Es gäbe noch viele weitere Bereiche, die ich hier erörtern könnte. Aber das lasse ich mal. Jonathan ist von dem Gedanken befreit. Er geht zwar deswegen montags nicht lieber zur Schule. Aber von der Idee habe ich seit Wochen nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht hilft dieser Text dem einen oder der anderen montags etwas weniger widerwillig zur Arbeit zu gehen. Das würde mich sehr freuen. Und über Kommentare freue ich mich auch.

So oder so wünsche ich allen erstmal frohe Weihnachten, einen guten Start ins Jahr 2019 und schöne Ferien/Urlaub!

 

                 

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